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Comeback der Totgesagten


Es waren zwei Begegnungen, wie sie aus Sicht der Kobras nicht unterschiedlicher hätte sein können.


Letzten Freitag ließ sich das Team von Coach Jörg Böhme auf fremden Eis regelrecht demontieren, nur 2 Tage später ging man nach 60 Spielminuten als strahlender Sieger vom Eis. Doch der Reihe nach.

 

Die Neusser hatten am Freitag personell alle Register gezogen und liefen nicht nur mit Lucas Siebenmorgen und Samuel Hasenpusch von der Regio–Mannschaft auf. Nein, sie holten auch noch Tim Dohmen, einen pfeilschnellen Stürmer und ebenfalls aus vom Regionalliga–Team. Zudem reaktivierten sie Holger Schrills, einen Regionalliga–Top–Torjäger früherer Tage. Dieser hat mit seinen 37 Lenzen wahrscheinlich sein Leistungs-Zenit inzwischen überschritten, doch er hat keinesfalls vergessen, wo die schwarze Hartgummischeibe hingehört.
Bei den Kobras fehlten Christian Schmitz und David Gorski, Nils Cleven musste während der Partie dann auch noch verletzt aufgeben. Damit waren die Rahmenbedingungen gesteckt.

 

Nach knapp 7 Minuten des ersten Drittels stand der Sieger eigentlich schon fest. Die Dinslakener hatten zwar mitgespielt, wurden aber zweimal durch Tim Dohmen und Lucas Siebenmorgen eiskalt ausgekontert. Diese beiden Treffer verfehlten ihre Wirkung nicht, denn von diesem Zeitpunkt an waren die Hausherren in allen Belangen deutlich überlegen. Alles, was bei den Gästen fehlte, war beim NEV im Überfluss vorhanden: Selbstvertrauen, Schnelligkeit, Spielverständnis, Körpereinsatz, geistige Frische und vor allem: Absoluter Siegeswille.
Nach dem 3.0 des NEV bei 16:22 nahm Jörg Böhme eine Auszeit, die im weiteren Verlauf allerdings wirkungslos verpuffte. So ging es mit 0:3 aus Dinslakener Sicht zum ersten Pausentee.

 

Der Mittelabschnitt ließ dann alle Hoffnungen der ca. 50 mitgereisten Kobras–Fans gegen Null schwinden. Neuss knüpfte dort an, wo sie in den ersten zwanzig Minuten aufgehört hatten. Dinslaken leider aber auch. Die Hausherren nutzten ihre Überlegenheit zu 5 weiteren Treffern, ohne dass die Niederrheiner Zugriff auf Puck und Gegner bekamen. 8:0 konnte man nach 40 Spielminuten der Spieluhr entnehmen. Deklassiert waren die Gäste bereits jetzt, doch es bahnte sich ein großes Debakel an.

Glücklicherweise schraubten der NEV sein Engagement ein wenig zurück, sodass Pierre Klein & Co. nun etwas besser ins Spiel fanden. Sie kreierten auch einige Torchancen, doch wenn’s an einem Tag mal nicht läuft, ……
Im weiteren Verlauf musste Jule Cleven, die ab der 41. Minute für Thomas Pedaring, der von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen worden war, nur einmal hinter sich greifen.

 

Die mitgereisten Fans waren fassungslos und auch Jörg Böhme konnte sich aus dem Gezeigten keinen rechten Reim machen: „Ich bin enttäuscht. Wir haben heute alles vermissen lassen, was es gebraucht hätte, um diese Partie zu gewinnen. Neuss hat uns vorgemacht, was es heißt, in einem Finale zu stehen. Der Sieg geht auch in dieser Höhe völlig in Ordnung“, zeigte sich der Schlangenbeschwörer an diesem Abend ziemlich angefressen. 

 

Neusser EV - Dinslakener Kobras: 9:0
Torschützen Neuss:  Siebenmorgen (2), Jakob (2), Rerich (2), Dohmen, Hannemann, Piwonski
Torschützen Dinslaken:  -
Strafminuten Neuss:  14
Strafminuten Dinslaken:  17

 

Nur zwei Tage später dann das Rückspiel in Dinslaken. Würde es Jörg Böhme schaffen, seine Mannschaft mental aufzurichten?

 

Nachdem Bürgermeisterin Eislöffel das symbolische Anspiel ausgeführt hatte, stellten die Dinslakener klar, dass sie diesmal als Gegner und nicht als Opfer angetreten waren.

 

Von der ersten Sekunde an waren sie hellwach, ließen ihre Schlittschuhe laufen und waren ein Gegner auf Augenhöhe.
Dennoch gingen die Gäste, die mit dem gleichen Kader wie am Freitag angetreten waren, mit 1:0 in Führung. Bei den Dinslakenern fehlte neben Christian Schmitz der verletzte Nils Cleven.
Nach einem Missverständnis zwischen einem Kobras – Verteidiger und Goalie Thomas Pedaring rutschte die Hartgummischeibe für einen kurzen Moment über die Torlinie. Das aufmerksame Schiedsrichtergespann hatte dies allerdings bemerkt, wodurch die Hausherren in der 11. Spielminute zunächst einmal in Rückstand gerieten. Trotz beidseitiger Bemühungen sollte im ersten Abschnitt dann aber kein weiterer Treffer mehr fallen.

Auch im Mittelabschnitt sahen die knapp 500 Zuschauer rassiges und körperbetontes Eishockey. Doch diesmal waren es die Hausherren, die den nächsten Treffer erzielten. Schlitzohrig hatte Simon Landmesser den gegnerischen Goalie von hinter der Torlinie aus in dessen Rücken gespielt, worauf der Abpraller im Tor landete.
Das war der Dosenöffner, den die Dinslakener für den weiteren Spielverlauf benötigten.
Als Tom Goldmann nach feinem Zuspiel von David Gorski und Benjamin Spazier Torhüter Pilgram das zweite Mal überwinden konnte, hatten die Hausherren die Partie gedreht. Im Anschluss ging es für beide Mannschaften rauf und runter, doch nur Tim Dohmen konnte seine Neusser in der 34. Spielminute zum 2:2 – Ausgleich auf die Anzeigetafel bringen. Dabei blieb es bis zur zweiten Pause.

 

Das Schlussdrittel war gerade 61 Sekunden alt, als Kobras–Stürmer Marius Bedei wieder für seine Farben zur erneuten Führung einnetzen konnte. Doch es blieb eine Zitterpartie. Neuss tauchte immer wieder gefährlich vor Thomas Pedaring auf, aber der Dinslakener Goalie hatte im Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten nun alles im Griff. Als Kevin Szafranek in der 51. Spielminute ein Powerplay zur 2–Tore–Führung nutzen konnte, stand die Schlangengrube Kopf. Die Neusser Gäste rannten nun Sturm auf das Dinslakener Gehäuse, doch das Abwehrbollwerk hielt. Selbst die Maßnahme, den Torhüter für einen weiteren Feldspieler zu opfern, brachte der Gastmannschaft nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil: Nach Puckeroberung im eigenen Verteidigungsdrittel schlenzte David Gorski den Puck 34 Sekunden vor Schluss zum 5:2–Endstand ins verwaiste Gehäuse. Die Dinslakener Zuschauer feierten ihre Mannschaft frenetisch noch lange nach dem Spielende.

 

Jetzt kommt es am Freitag, 31.03.2023 zum absoluten Showdown. Im letzten Spiel der Saison wird ab 20:00 Uhr der Bezirksliga–Meister in der Schlangengrube ermittelt.

 

Jörg Böhmes Mine hatte sich inzwischen wieder aufgehellt und er war mit der Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden: „So sollte ein Playoff–Spiel sein. Heute haben wir alles gezeigt, was wir am Freitag haben komplett vermissen lassen: Tempo, Spielwitz, Körperspiel und Einsatz. Natürlich hat uns die tolle Unterstützung der Zuschauer sehr geholfen. Auch die Umstellungen innerhalb der Reihen, die ich vorgenommen habe, haben funktioniert. So haben wir gute Chancen, dass Finale am kommenden Freitag für uns zu entscheiden“, ließ Dinslakens Übungsleiter nach der Begegnung verlauten.

Neusser EV - Dinslakener Kobras: 5:2 (0:1, 2:1, 3:0)
Torschützen Dinslaken:  Landmesser, Goldmann, Bedei, Szafranek, Gorski
Torschützen Neuss: Jakob, Dohmen
Strafminuten Dinslaken: 6
Strafminuten Neuss: 10 + 10 (Beckford)

Hier das Video zum SPiel